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Stereographie

"Wer nüchtern ist,
sieht die Welt nur halb."

(Und das muß gerade ein konsequenter Abstinenzler sagen.)

Tja, das ist dann noch so ein Hobby von mir, Stereo-Bilder. Gemeint sind Bilder, die durch irgendein Verfahren den Augen so zugeführt werden, daß der Tiefeneindruck (und gleichzeitig tiefe Eindruck) des Originals wieder hergestellt wird. Es gibt derer Verfahren viele, sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Wiedergabe.

Aufnahme von Stereobildern

Da den meisten von Euch inklusiv mir nicht das Geld für echte Stereokameras zur Verfügung steht, kommt entweder die Lösung mit zwei identischen oder einer einzigen Kamera in Frage. Die Lösung mit zwei Kameras konnte ich noch nicht ausprobieren, weil ich einfach keine zwei identischen Kameras besitze. Es muß dann gewährleistet sein, daß beide Kameras gleichen Zoom und gleiche Belichtung eingestellt haben und daß sie das gleiche Ziel anpeilen, andernfalls ist der Stereoeffekt im Eimer.

Ich begnüge mich also mit einer Kamera. Dazu kann ich folgende Tips geben:

  1. Die zu fotografierenden Objekte sollten natürlich eine gute Tiefenstaffelung aufweisen und sich möglichst nicht bewegen (aus eigenem Antrieb, durch Wind oder so).
  2. Beim Verschieben die Kamera möglichst nicht verdrehen oder in der Höhe verschieben. Zur Erleichterung irgendein mittiges Objekt anpeilen. Die Distanz darf auch größer als der Augenabstand sein. Dabei rückt das Bild zwar in der Tiefe zusammen, hat dafür aber detailliertere Tiefeninformationen (klingt paradox, ist aber sicher leicht einzusehen). Dieser übertriebene Abstand könnte bei weit entfernten Objekten mehr Tiefendetails auf den Film retten.
  3. Blitz sollte man möglichst unterdrücken, da das Licht bei beiden Aufnahmen von verschiedenen Seiten kommt und im Endeffekt auf den Fotos die Schatten an den schattenwerfenden Objekten kleben und nicht auf der Projektionsfläche.

Betrachten von Stereobildern

Hier gibt es eine Vielzahl Verfahren, die für jeden Anspruch und Geldbeutel etwas bietet. Die Kriterien bedeuten:
Kosten: Wieviel Geld kostet Gerätschaft zur Herstellung und Betrachtung der Fotos?
Aufwand: Wieviel Arbeit macht es darüber hinaus, jedes einzelne Stereobild zur Wiedergabe aufzubereiten?
Eigenschaften: Welche Informationen der Szene gehen bei der Aufnahme verloren, welche bleiben erhalten?
Mobilität: Kann man eben mal schnell seinen Kumpels die Bilder zeigen?
Übung: Kann man das Verfahren sofort anwenden oder bedarf es einiger Übung?
Anstrengung: Ist es (körperlich) anstrengend die Bilder auf diese Weise zu betrachten?

Verfahren

Beschreibung

Kosten

Aufwand

Eigenschaften

Mobilität

Übung

Anstrengung

Pola-
risa-
tion
Bilder werden mit Stereo-Diaprojektor an Leinwand projiziert. Beide Objektive werden mit um 90 Grad versetzten Polarisationsfiltern bestückt. Die Zuschauer bekommen Polarisationsbrillen, die beide Bilder wieder trennen. hoch gering, nicht mehr als Dias farbig wenig keine, man darf nur nicht den Kopf zur Seite neigen kaum
Stereo-
skop
Das Stereoskop ist noch am ehesten vergleichbar mit einem Feldstecher, in den die Bilder als Positivfilme vorne eingelegt werden. Durch die Linsen werden die Bilder ein bisschen vergrößert und jedes Auge sieht genau sein Bild. weiß nicht wie teuer Stereoskop ist mittel, benötigt vermutlich spezielle Diarahmen farbig gut keine kaum
LCD-
Shutter-
Brille
Zur Betrachtung von Stereografiken auf dem Monitor. Computer zeigt abwechselnd linkes und rechtes Bild und steuert eine Brille mit Flüssigkristall-Scheiben so an, daß sie im gleichen Takt jeweils eine Seite undurchsichtig macht. Setzt die Bildwiederholrate effektiv auf die Hälfte herab. weiß nicht genau, Brille kostet um die 50 Euro keiner farbig aber flimmrig mittel keine flimmern geht einem womöglich auf die Nerven
Schielen Zwei Papierfotos werden nebeneinandergelegt. Wie beim MagicEye-Bild nur viel krasser werden beide Bilder übereinandergeschielt, bis das Bild in der Mitte einrastet. keine gering, nicht mehr als Fotos farbig sehr gut, da kein Gerät erforderlich viel groß, erfordert Konzentration
Prisma-
brille
Beide Bilder werden je nach Brillenpatent über- oder nebeneinander gelegt. Das Schielen übernimmt eine Prismabrille, die das Licht auf beiden Seiten unterschiedlich bricht und damit jedem Auge sein Bild zuführt. niedrig, Brille 5 Euro gering, nicht mehr als Fotos farbig mit Schlieren gut mittel groß, wenn man sich bücken muß
Prismen-
Ober-
fläche
Wird bei Stereo-Postkarten eingesetzt. Beide Bilder werden in schmale senkrechte Streifen zerlegt, dann nimmt man den ersten Streifen vom linken Bild, setzt daneben den zweiten Streifen vom rechten Bild, dann den dritten Streifen vom linken Bild und so weiter im Wechsel. Über das so entstandene Bild legt man eine geriffelte Plastefolie (ist schon etwas derber als Folie). Durch die schmalen Prismen schaut das rechte Auge auf die Streifen des rechten Bildes, analog das linke Auge. wahrscheinlich hoch für Einzelstücke hoch; scannen, verarbeiten, ausdrucken; Wo bekommt man die Folie her? farbig gut keine, man muß nur gerade daraufschauen gering
Rot-
Blau-
Brille
Ein Teilbild wird als Graustufenbild in Rot dargestellt, das andere in blau. Beides wird gemischt. Zum Betrachten benutzt man Rot-Blau-Brille. Durch die rote Folie sehen sowohl rot und weiß, als auch blau und schwarz gleich aus, analoges für die blaue Folie. Man sieht also durch die rote Folie das blaue Bild und umgekehrt. Blau kann man durch grün ersetzen. Das bringt sogar bessere Ergebnisse, denn die blaue Folie in den Brillen filtert meistens nicht genügend. niedrig, sofern Computer schon vorhanden hoch; scannen, verarbeiten, ausdrucken keine Farbe, nur Helligkeits- unterschiede gut wenig groß, da wird einem flimmrig vor Augen
Magic
Eye
Ein regelmäßiges bildfüllendes Muster wird gezielt so verzerrt, daß beim Übereinanderschieben (durch Schielen) zweier benachbarter Kacheln das Ornament eine Tiefenwirkung bekommt. niedrig, sofern Computer schon vorhanden groß; fast nur von abstrakten Vorlagen erstellbar keine Farbe, keine Graustufen, nur Relief sehr gut, da kein Gerät erforderlich viel groß, erfordert Konzentration
Nuoptix
(Dunkel-
Hell-
Brille)
Der Trick baut darauf auf, daß das Gehirn dunkle Bilder später wahrnimmt als helle. Ist die rechte Seite der Brille abgedunkelt, wirkt eine Filmsequenz, bei der sich die Kamera von rechts nach links bewegt durch die Brille betrachtet dreidimensional, da das linke Auge das aktuelle Bild sieht, während das rechte Auge das Bild von kurz vorher wahrnimmt, welches aber weiter rechts war. Statt der Brille tut es auch ein unbenutztes Filmnegativ vor einem Auge oder sogar das Zusammenkneifen eines Auges. Kosten der Videokamera gering, nicht mehr als Video filmen farbig, Objekt sollte stillstehen, Kamera muß sich in vorgegebener Weise bewegen gut keine mittel, es kann einem flimmrig vor Augen werden

Ich bevorzuge das Schielverfahren und die Prismabrille, bei der die Bilder übereinander angeordnet werden müssen. Bei diesem Verfahren sind Motive mit kontrastreichen übergängen (schwarz/weiß bei Winteraufnahmen) zu vermeiden, da die Prismabrille eine Farbstreuung bewirkt, die zu allem Unglück für das linke und das rechte Auge entgegengesetzt ist.

Ein paar allgemeine Tips zum Betrachten:

  1. Vermeidet Lichtflecken auf den Fotos, da sie meistens auf beiden Teilbildern unterschiedlich sind und somit irritieren. Am besten ist gleichmäßige Beleuchtung, z.B. Sonnenlicht.
  2. Kleiner Selbsttest: Vertauscht man das linke Bild mit dem rechten Bild, sollte das Bild stereo betrachtet ziemlich verwirrend aussehen. Gegenstände scheinen sich in andere hineinzudrücken, oder aber das Bild sieht einfach unwirklich aus. Bemerkt Ihr keinen Unterschied, habt Ihr wahrscheinlich keine rechte Vorsstellung davon, wie ein Stereobild wirken muß. Oft reicht nämlich schon ein Bild und ein wenig Einbildung, um flachen Bildern Tiefenwirkung zu verleihen.

Für beide Anwendungen habe ich die gleichen Beispielfotos angeordnet mit zusätzlichen Tips zum Betrachten derselben.
Meine schönsten Stereofotos zum Schielen
Dieselben zum Betrachten mit Prismabrille

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